Die Anfänge der Lichte Porzellan GmbH im thüringischen Lichte reichen bis 1822 zurück.
Zierserie Flora
Form: Horst Fischer
Dekor: Gerhard Nußmann
Johann Heinrich Leder erhielt 1822 ein Fürstlich Schwarzenburgisches Privileg und begründete eine Porzellanmacherei. Bereits 1840 wurde die Fabrik von den Gebrüdern Heubach erworben. Teilnahmen an den Weltausstellungen 1900 in Paris und 1904 in St. Louis brachten dem Unternehmen Auszeichnungen ein. Unter wesentlichem Einfluss des Bildhauers Wilhelm Krieger wurde die Produktion auf figürliche Stücke ausgerichtet.
1938 erwarb Otto Friedrich zu Ysenburg und Büdingen das Unternehmen. Kurz vor Gründung der DDR wurde der Besitz 1948 enteignet und zum Zierporzellanwerk Lichte (VEB) umgewandelt. 1991 erwarb die Familie den Besitz zurück, scheiterte jedoch mit der Neuausrichtung der Porzellansparte, sodass 1994 Mitarbeiter den Standort übernahmen.
2012 musste Insolvenz angemeldet werden; zwei Jahre später stellte auch die neue PKS (Porzellan, Keramik und Silber) Produktionsgesellschaft einen Insolvenzantrag. Die Produktion wurde eingestellt.
Heinrich Porzellanmanufaktur, Selb
Franz wurde im Februar 1876 in eine alte Selber Familie hineingeboren. Volksschule schloss Heinrich mit 13 Jahren ab und begab sich in die Lehre zum Porzellanmaler. Das war ein damals häufig vertretener Beruf in der Porzellanstadt Selb. Nach der fünfjährigen Ausbildung, wurde er mit 18 Jahren »freigesprochen«. Das hieß, dass er seinem Ausbildungsbetrieb nichts mehr schuldig war und sich nach einer anderen Arbeit umschauen durfte. Und das tat Franz, denn während seiner Ausbildung wurde ihm klar, dass er nach Jahren der Arbeit für andere, nun lieber für sich selbst arbeiten wollte.
Nachdem sich auch erste Erfolge einstellten, tat sich Heinrich 1897 mit Adolf Gräf zusammen. Das war nur ein Jahr nach dem Start. Die Firma »Heinrich & Gräf« wurde gegründet, eine Scheune unweit des Elternhauses Heinrichs gemietet und die Geschäfte angekurbelt. Da Heinrichs Vater inzwischen von der Geschäftsfähigkeit seines Sohnes überzeugt war, schenkte er ihm nun auch eine freie Wiese auf seinem Gut an der Vielitzer Straße.
Mit viel Eigenleistung sowie der Hilfe von Nachbarn und Freunden, entstand dort das erste Gebäude einer später immer weiter wachsenden Fabrik.
Die Geschäfte der Fabrik liefen also gut – mehr als gut sogar. Zusammen mit den Selber Nachbarn »Rosenthal« und »Hutschenreuther« bildete »Heinrich & Co.« zu dieser Zeit etwa die Hälfte der gesamten Porzellanproduktion Deutschlands. Das Unternehmen war aus einem Zimmer im Haus der Eltern zu einer der bedeutendsten Manufakturen gewachsen und das innerhalb weniger Jahrzehnte.
Vielleicht läutete der große Erfolg paradoxer Weise letztlich auch den Beginn des Zerfalls des Unternehmens ein. Möglicherweise waren es aber auch unternehmerische Fehlentscheidungen, welche zu einer finanziellen Notlage führten und dadurch die Tore für Investoren öffneten, die nicht unbedingt den Geist Franz Heinrichs weiterführen wollten.
»Heinrich« wurde 1972 von der britischen Bankengruppe »Slater Walker Group« übernommen.Bereits 1974 wechselte die alteingesessene Manufaktur wiederum in neue Investorenhände. Die »Heinrich Porzellan GmbH« musste in Folge erneut die Besitzer wechseln. Die (ebenfalls) britische »Bowater PLC« ergriff die Gunst der Stunde und kaufte sich über die sinkende »Slater Walker Group« bei Heinrich ein. 1976 stieß die »Bowater PLC« die Porzellanmanufaktur jedoch wieder ab. Der Keramikriese »Villeroy & Boch« hatte ein Auge auf den einst so erfolgreichen Porzellanhersteller geworfen.
Auch die Marke »Heinrich« blieb bestehen. Lediglich der Zusatz »Villeroy & Boch« wurde ergänzt. 1980 startete in Selb unter der Leitung von »V&B« die Fertigung von wertvollem »Bone China«. Damit ging das Unternehmen einmal mehr in Pionierleistung innerhalb Deutschlands. Bisher kannte man in Europa »Bone China« nämlich nur aus Großbritannien.Mit »Villeroy & Boch« hatte Heinrich zwar eine starke Marke im Hintergrund, aber auch die war nicht unantastbar. Schon in der ersten Hälfte des Jahrzehnts baute »Villeroy & Boch« das Portfolio um, positionierte sich neu. Zahlreiche Zweige wurden abgestoßen. 1998 feierte der Mutterkonzern sein 250. Jubiläum. Nur ein Jahr später – 1999 also – blieben die Öfen im Selber Werk kalt.